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Wie Herzenseinsamkeit entsteht

und wie Du ein inneres Zuhause findest. 

Das Gefühl der Zugehörigkeit zur Menschheit oder der Mangel daran gehört zu den wichtigsten Faktoren des Lebensglücks. 

Schon bei oberflächlichen Begegnungen haben Menschen feine Antennen, den inneren Abstand zu ihren Artgenossen auszumessen.

Foto von Frederik Löwer auf Unsplash

Veröffentlicht am 01.06.2023 von Jeanne

Der innere Abstand zwischen Menschen lässt sich als Temperaturempfinden messen

Ganze 5 Grad wärmer fühlt sich ein Raum für uns an, wenn wir uns verbunden fühlen mit den Menschen, mit denen wir uns dort befinden. 

Oder anders ausgedrückt: Eine frostige Atmosphäre zwischen Leuten, die sich nicht leiden können, ist eine messbare Größe. Wenn wir jemandem einen warmen Empfang bereiten, drücken wir Sympathie und Verbundenheit aus, während eisige Blicke für Ablehnung und Ausgrenzung stehen.

Wenn wir über die einzelne Begegnung hinaus gehen, und betrachten, wie Menschen sich mit anderen fühlen, stellen wir fest, dass Einsamkeit das Ergebnis der Güte und Menge sozialer Interaktion ist. 

Für unser Seelenleben ist es wichtig, häufig genug Kontakt mit Menschen zu haben und in diesen Begegnungen Nähe und Vertrauen zu erleben.

Einsamkeit als normale vorübergehende Erfahrung

Die meisten Menschen fühlen sich im Verlauf ihres Lebens streckenweise einsam, z. B. weil eine Beziehung zu Ende geht, jemand stirbt oder man gerade in eine neue Stadt gezogen ist, in der man noch keine Freunde hat. 

Diese Art von Einsamkeit kann sehr schmerzhaft sein, ist aber vorübergehend. 

Wenn wir um jemanden trauern, ist Einsamkeit eine selbstverständliche Begleiterscheinung. Sie zeigt, dass der Verlust ein Loch in unser Leben gerissen hat an einer Stelle, die vorher besetzt war; sie ist ein völlig natürliches menschliches Gefühl. 

Und gleichzeitig ist sie wie Hunger ein Warnsignal, das einem sagt: Tu was!

Einsamkeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

In einer Umfrage von 2019 gaben 17 Prozent der Deutschen an, sich häufig oder ständig einsam zu fühlen, 51 Prozent davon begründet von aktuellen Lebensumständen. 

33 Prozent der Einsamen sehen die Ursache im eigenen Charakter und erleben die innere Isolation als Teil ihrer Persönlichkeit. 

Diese Herzenseinsamkeit wird nicht (nur) empfunden, wenn man zu viel allein ist, sie kann besonders schmerzen, wenn man von lieben Menschen umgeben ist.

„Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit“ hat Erich Kästner in seiner „sachlichen Romanze“ festgehalten.

Einsamkeit ist einerseits weit verbreitet und gleichzeitig steht sie allein vor der Tür, weil keiner mit ihr gesehen werden will oder gar mit ihr sprechen möchte.

Der Einsame schämt sich ihrer, empfindet sie als Makel, bezieht den Schmerz der Abgetrenntheit auf sich. 

Die Einsamkeit flüstert Dir ins Herz, dass Du allein bist, weil mit Dir „etwas nicht stimmt“. 

Und sie behauptet, dass alle anderen viel verbundener sind als Du selbst. 

Es hat noch nie funktioniert, die eigene Innenseite mit der Außenseite von anderen zu vergleichen. 

Zuzugeben, dass man einsam ist, vergrößert den Schmerz, wenn der andere das Gefühl nicht kennt, so wie Übergewichtige besonders ungern mit Dünnen über ihre Pfunde sprechen.

Einsamkeit kann krank machen

Generell lässt sich mit Sicherheit sagen: Einsamkeit ist schlecht für Menschen.

Immer wieder wird berichtet, Einsamkeit verkürze die Lebenserwartung genauso stark wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag. Wie das berechnet wurde und wie stichhaltig das ist, sei mal dahingestellt. 

Festzuhalten bleibt: Einsamkeit ist sowohl körperlich als auch geistig ungesund. 

Sie erhöht das Risiko, Angstzustände oder Depressionen zu entwickeln (wobei sich hier gleich die Henne-Ei-Frage stellt, denn sowohl Depressionen als auch Ängste führen dazu, dass Menschen sich von anderen zurückziehen). Außerdem zeigen Studien immer wieder, dass einsame Menschen vermehrt unter Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz und Schlafstörungen leiden.

Die Einsamkeit hat so große Bedeutung erlangt, dass Pharmaunternehmen Geschäfte wittern und forschen, ob ein Medikament zur Behandlung von Einsamkeit entwickelt werden könnte.

Einsamkeit aus der individuellen Lebensgeschichte

Aus meiner eigenen Erfahrung als Mensch, der lange von Einsamkeit betroffen war, habe ich den Eindruck gewonnen, dass gesellschaftliche Aspekte, die Einsamkeit verursachen, höchstens die Spitze des Eisbergs sind.

Bei chronischer Einsamkeit wirken innere Ursachen am stärksten. Sie erzeugen eine Verlassenheit, die von äußeren Lebensereignissen und kulturellen Prioritäten zwar verstärkt, jedoch durch die Änderung derselben nur gelindert, aber nicht geheilt werden kann.

Ich konnte mir meine innere Verlassenheit – die mich von anderen unterschied und trennte – über viele Jahre nicht recht erklären. 

Um meine Einsamkeit zu heilen, musste ich lernen, dass eine zerbrochene Liebe oder zu viele Stunden allein zwar meinen Schmerz vergrößern konnten, aber ihn nicht verursacht hatten. 

In meiner Kindheit trafen mehrere Ereignisse zusammen, von denen ich heute weiß, dass sie schon jeweils einzeln für sich genommen Einsamkeit auslösen. 

Zu verstehen, wie es zu Einsamkeit gekommen ist, ist der erste Schritt auf dem Weg, sich verbunden zu fühlen.

Einsames Kind
Einsames Kind Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Einsame Erwachsene waren oft einsame Kinder

Jeder versteht, dass aus einem gequälten Welpen ein bissiger Hund wird. 

Das Verständnis, wie sehr unsere Kindheitserfahrungen prägen, wie wir uns als Menschen in der Welt bewegen, ist in umfänglicher Tiefe erstaunlich wenig verbreitet. 

Wenn man nicht versteht, wie es zur Seeleneinsamkeit gekommen ist, sucht man in anderen Menschen seine Rettung (was natürlich nicht gelingt, dazu komme ich noch).

Heute weiß ich, dass viele meiner Erfahrungen allgemeingültig sind, und dass die Einsamkeit, die lange Teil meines Lebens war, eine Folge der Umstände meiner Kindheit war.

Kleine Kinder brauchen viel Nähe

Nimm ein kleines Kätzchen von seinen Geschwistern und seiner Mutter weg – Du wirst im ganzen Haus sein Gejammer hören. Was tut die Katzenmutter? Sie eilt ohne Umwege zum verlorenen Kind und bringt es zurück ins Körbchen.

Das Menschenkind ist länger abhängig von seinen Eltern als die Jungen aller anderen Säugetiere. Besagtes Kätzchen ist nach einem Jahr ausgewachsen und kann selbst Junge bekommen, während das Menschenkind nach dem gleichen Zeitraum nicht einmal laufen kann. Das Baby ist in freier Natur darauf angewiesen, getragen und beschützt zu werden.

Darüber, wie lange die Gattung Mensch auf der Erde lebt, gibt es aktuell neue Forschungen. Sicher ist, dass wir seit mindestens seit 200.000 Jahren den Planeten bevölkern (vielleicht auch viel länger), was bedeutet, dass mindestens 8.000 Generationen uns ihre Überlebensvorteile vererbt haben. 

Die, die nicht überlebensfähig waren, sind ausgestorben und fanden so keinen Weg in unseren Genpool. Die Evolution hat uns auf das Überleben in freier Natur optimiert – und dabei dem Säugling das Bedürfnis nach elterlicher Nähe in die Gene tätowiert. 

Der Säbelzahntiger war die längste Zeit unser gefährlichster Feind, und ein Baby für ihn eine leckere Zwischenmahlzeit. In unserem Sein sind die paar Generationen Zivilisation völlig unerheblich. 

Das Gehirn eines Säuglings entwickelt sich im ersten Lebensjahr auf erstaunliche Weise: Die neuronalen Verbindungen explodieren geradezu und nie wieder in unserem restlichen Leben werden wir uns so stark entwickeln. 

In seinen Zellen hat das Baby keinerlei Verständnis dafür, dass der Säbelzahntiger längst ausgerottet ist, und es weiß auch nicht, dass auch andere Feinde nicht bis zu seinem Bettchen vordringen werden.

Das Baby fühlt sich also eigentlich nur wohl und sicher, wenn es nah bei seiner Mutter oder einer anderen, sehr vertrauten, erwachsenen Person ist.

Kindliche Krankenhausaufenthalte ohne elterliche Begleitung

Meine Zwillingsschwester und ich kamen 1971 sechs Wochen zu früh zur Welt. Zu dieser Zeit war es üblich, zu früh geborene Zwillinge zu trennen und jeweils in einen eigenen Brutkasten zu legen.

Erst Jahrzehnte später wurde mir klar, dass so – in der Zeit, als mein Gehirn sich noch entwickelte, lange vor der Fähigkeit zur Sprache oder gar der Reflektion – die Geschichte meiner Einsamkeit begann.

Ich war minus sechs Wochen „alt“ und plötzlich getrennt von meiner Zwillingsschwester und meiner Mutter. 

Letztere durfte nur zu Besuchszeiten vorbeischauen und mich nicht aus dem Brutkasten nehmen. Gefüttert und gewickelt wurde ich von Fremden nach Zeitplan. Keiner hielt mich im Arm. 

Heute habe ich Verbindung in mir gefunden damit, wie verlassen und verloren ich mich damals gefühlt haben muss.

Generell weiß man heute, dass Kinder früher in Krankenhäusern viel Verlassenheit erlebt haben. 

Es war selbstverständlich, Kinder ohne ihre engen Bezugspersonen – normalerweise ihre Mütter – unterzubringen. Mit zweieinhalb Jahren musste ich wegen eines Verdachts auf Gehirnhautentzündung wieder allein ins Krankenhaus. Ohne meine Mutter. Erst als ich selbst Kinder hatte, begriff ich den entsetzlichen Schmerz, den das für mich bedeutet haben muss.

Wenn man heute ein Kind in diesem Alter in einen Kindergarten eingewöhnt, rechnet man vier Wochen, bis das Kind allein dortbleibt. Anders als das Kind im Krankenhaus ist dieses frei von Schmerz und gesund, also nicht auch noch besonders anhänglich. Und natürlich darf es zum Schlafen nach Hause. Die Zeit der Trennung von den Eltern wird im 10-Minuten-Takt ausgeweitet. Und je nachdem, wie sensibel das Kind ist, gelingt es schneller oder langsamer. Das Kind lernt, dass es sicher ist, wenn es sich vorübergehend von den Eltern trennt – und dass es immer wieder abgeholt wird.

Die Erfahrung vieler, vieler Kinder in den 1970er Jahren im Krankenhaus war: Als es ihnen besonders schlecht ging und sie ihre Mutter noch mehr brauchten als gewöhnlich, wurden sie an einem fremden Ort abgegeben und erst Tage später wieder abgeholt. 

Ihre Mutter war nicht da, um ihren Schmerz zu teilen, sie zu trösten, ihnen beizustehen. Meine Mutter hat mich natürlich in den erlaubten Zeiten im Krankenhaus besucht - doch die meiste Zeit und vor allem nachts musste ich ohne sie dort bleiben. 

Auch daraus erwächst Einsamkeit, die – je nach Alter – auch ohne bewusste Erinnerung im Körper gespeichert wird und zum Grundakkord eines Lebens werden kann.

Umzug und Verlust des vertrauten Umfeldes

Auch Umzüge in der Kindheit gelten als Ursache für Einsamkeit. 

Ein einzelner Umzug in Kinderjahren, durch den man nicht nur seine Freunde verliert, sondern auch eine vertraute Wohnung, vertraute Spielplätze, und später die Schule, gilt schon als schwierig zu verarbeiten. 

Ich war mehrfach umgezogen und habe Schulen in verschiedenen Bundesländern besucht. 

Menschen brauchen Wurzeln, um sich verbunden zu fühlen – und Heimatlosigkeit ist eine weitere Zutat für Einsamkeit.

Scheidung der Eltern als Ursache von Einsamkeit

Die Scheidung der Eltern gilt auch als Ursache für Verlassenheitsgefühle, die sich in der kindlichen Seele festsetzen. 

Auch hier gilt, dass jeder Mensch seine Erfahrungen anders verarbeitet. 

Während manche erleichtert sind, einem Haushalt voller Streit durch eine Trennung der Eltern entronnen zu sein, vermisste ich meinen Vater sehr, der die Trennung nicht gut verkraftete und deshalb den Kontakt für ein ganzes Jahr komplett unterbrach. 

Auf Jahre sah ich ihn selten, denn er lebte in einer anderen Stadt - zwar nur etwas mehr als zwei Autostunden entfernt, doch für mich war er so unerreichbar, als lebte er auf einem anderen Kontinent. 

Sehnsucht nistete sich in meine Seele ein.

(emotional) abwesende Eltern erzeugen im Kind Verlorenheit

Doch Einsamkeit entsteht nicht nur, wenn ein Kind sichtbare Trennungen erlebt. 

Sie kann sich auch entwickeln, wenn die Eltern abwesend, gestresst oder überfordert sind. Kinder spüren genau, wenn ihre Eltern mit ihren Kräften am Limit sind. Wenn Eltern sehr mit sich selbst und ihrem Leben beschäftigt sind, bleibt wenig Raum und Kraft für die Kinder. Diese schließen daraus, dass ihre bloße Existenz eine Belastung ist.

Ich weiß, dass meine Mutter mich geliebt hat. Ich bin selbst glückliche Mutter von zwei Kindern, und sie bedeuten die Welt für mich. Eltern zu sein ist die schönste und gleichzeitig anstrengendste Aufgabe und ich bin heilfroh, dass ich sie gemeinsam mit meinem Mann erfüllen kann.

Die Kraft, die es meine Mutter gekostet haben muss, alleinerziehend zu sein, schätze ich anders ein, seit ich selbst Kinder habe. Ich war ein Wunschkind, und meine Mutter hat mir oft mehr gegeben, als sie hatte. Ich spürte, was es sie kostete und fühlte mich schuldig daran, überzeugt, dass ihr Leben ohne mich leichter gewesen wäre. Auch Schuld macht einsam.

Über die individuelle Lebensgeschichte und konkrete Erlebnisse hinaus wirkt auch unsere Gesellschaft und ganz speziell die deutsche Geschichte auf die persönlich erlebte Einsamkeit.

All das zu verstehen und zu betrauern waren meine ersten Schritte in ein Leben, in dem ich Verbindung bewusst suche. 

So hat die Einsamkeit mich früher oft geschmerzt, und gleichzeitig bin ich dankbar, denn diese Erfahrungen haben mich auch gelehrt, die Zeit mit meinen Lieblingsmenschen bewusst zu suchen, ihr eine hohe Priorität einzuräumen und natürlich, erfüllende, glückliche Beziehungen zu gestalten.

Wenn Du fünf wissenschaftlich nachgewiesene Strategien ausprobieren möchtest, Einsamkeit zu überwinden und eine Superkraft kennenlernen willst, Herzenseinsamkeit zu heilen, lies weiter auf meinem Blog. Und trag Dich in meine Liste ein. Dann erfährst Du nicht nur, wann mein nächster Blogartikel zum Thema authentisches Leben erscheint, sondern ich sende Dir auch mein Ebook „8 soziale Fähigkeiten für herzliche Verbindung“, die Dir helfen, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu vertiefen.


Ich bin Jeanne, Menschenmensch, und fasziniert von der Frage, wie wir unser bestes Leben leben. 

In meinen Coachings und Seminaren vermittle ich neben praktischem Wissen auch Strategien und Techniken zur Selbstführung, um zu sich selbst und seiner ganzen Kraft und Lebensfreude zu finden. 

Erwachsen zu sein bedeutet für mich, eng verbundene Beziehungen zu genießen, die eigenen Werte im Alltag zu leben, für die eigene Fitness und Gesundheit zu sorgen und einer Arbeit nachzugehen, die einen Beitrag leistet und die eigenen Stärken und Fähigkeiten ausdrückt.